Über das Projekt
Du bist am Zug basiert auf unserer Vision vom öffentlichen Raum als einem Ort der Partizipation, individuellen Gestaltung und Kreativität. Wir glauben, dass der öffentliche Raum zu sehr von Stadtplanung, Eigentumsverhältnissen und Konsum bestimmt wird und starteten im April 2022 ein soziales Experiment:
“Was passiert, wenn die Bevölkerung selbst entscheidet, was sie auf öffentlichen Flächen sehen möchte?”
Dabei war jeder Beitrag – ob textlich oder visuell – zugelassen, der sich im Rahmen geltender Gesetze bewegte.

Die eingesandten Beiträge hängen ab dem 26. Juli und bis zum Ende August auf 1500 City-Light-Posters von Wall GmbH in Berlin. Die genauen Standorte sind uns unbekannt – hier rechnen wir mit der Hilfe von Berliner*innen. Wenn du Dein Poster suchst, folge uns auf Social Media, wenn Du eins unserer Poster in der Stadt entdeckst, teile es bitte auf Instagram, Facebook oder/und Twitter mit dem Standort und dem Hashtag #dubistamzug, damit auch die Anderen es finden können!
Der erste Teil unseres Experiments ist jetzt abgeschlossen. Er bestätigte unsere Vermutung, dass viele Menschen den Wunsch haben, etwas Persönliches mit der Öffentlichkeit zu teilen. Die Vielfalt und Qualität der Beiträge (hier zu sehen) ist sehr beeindruckend. Wir fingen schon an, die Inhalte nach Kategorien einzuordnen, um einen Überblick darüber zu bekommen, was die zentralen Themen sind. Darüber kannst Du hier mehr lesen.
Der zweite Teil des Projekts wird die Reaktionen auf die Beiträge und auf die Aktion an sich sammeln. Wir möchten erfahren, was Du von unserer Idee hältst! Sollte Du bist am Zug noch einmal stattfinden? Sollte es vielleicht die Möglichkeit, den öffentlichen Raum auf dieser Weise mitzugestalten, sogar ständig geben? In mehreren Städten? Warum? Was brauchte diese Aktion den Teilnehmern und der Stadt? Was können wir ändern, was ist gutgelaufen? Bitte schreib benutze unser Kontaktformular, um Deine Gedanken mit uns zu teilen!
Wer wir sind
Wir sind ein Forschungsteam, das sich mit Fragen der Bürger*innenpartizipation im öffentlichen Raum beschäftigt. Zeitgleich streben wir danach, den geteilten Raum der Stadt möglichst inklusiv zu gestalten. Unser spezifisches Interesse liegt darin, Menschen zu ermöglichen, die Öffentlichkeit mit ihren individuellen Beiträgen zu gestalten und damit den gemeinsam genutzten urbanen Raum inklusiver, bunter und vielseitiger zu gestalten.
Katya Assaf
RechtswissenschaftlerinKatya Assaf ist Rechtswissenschaftlerin, sie arbeitet an der Hebrew University of Jerusalem. Zurzeit beschäftigt sich ihre Forschung mit der Politik hinter der ästhetischen Gestaltung vom urbanen Raum.
Tim Schnetgöke
FotografTim Schnetgöke ist Diplomfotograf (Fachhochschule Bielefeld). Er lebt in Berlin und beschäftigt sich seit Jahren mit nicht beauftragter Kunst im öffentlichen Raum.
Max Mundhenke
KommunikationsberaterMax Mundhenke ist Kommunikationsberater und entwirft Digital-Kampagnen für Kunden aus Wirtschaft und Kultur. Der studierte Medienwissenschaftler (Uni Bielefeld) und Buchautor ist in den Sozialen Medien eher unter seinem Pseudonym Tom Kraftwerk bekannt und war unter anderem an der international erfolgreichen Stadtmarketing-Kampagne der Stadt Bielefeld beteiligt (#Bielefeldmillion). Er unterstützt das Projekt in der Strategie.
Stefanie Menschner
Autorin, Werbetexterin und Poetry SlammerinStefanie Menschner ist Autorin, Werbetexterin und Poetry Slammerin. Sie hat Kunst- und Kulturgeschichte (M.A.) an der FSU Jena studiert und war lange als Schauspielerin selbstständig. Für das Projekt übernimmt sie, auf Grund ihres kulturellen Backgrounds und Text-Know-hows, die Content Creation.
Du bist am Zug ist ein Forschungsprojekt der Hebrew University of Jerusalem und wird in Zusammenarbeit mit einem interdisziplinären Team aus Künstler*innen, Journalist*innen und weiteren Helfenden betreut. Unser Ziel ist es herauszufinden, was für Botschaften Menschen teilen möchten, wenn sie die Gelegenheit dazu bekommen, sich im öffentlichen Raum visuell auszudrücken, und welche Reaktionen diese Äußerungen auslösen. Wir plädieren für ein individuelles Recht, urbane Landschaften mit eigenen Äußerungen visuell mit- und umzugestalten. Die Ergebnisse von Du bist am Zug werden in eine wissenschaftliche Forschungsarbeit miteinbezogen, welche die Zweckmäßigkeit einer rechtsverbindlichen Teilhabe an der Gestaltung öffentlicher Räume untersucht und die damit verbundenen potenziellen Chancen und Schwierigkeiten zu identifizieren versucht.
Du bist am Zug ist dank dem großzügigen Sponsoring der Wall GmbH zustande gekommen.
Unser Kooperationspartner für dieses Projekt ist das Berliner URBAN NATION Museum.
Presseanfragen gerne an Janka Haverbeck, Haverbeck PR.
Was ist Meinungsfreiheit?
Theoretisch haben alle Menschen ein gleiches Recht, sich frei zu äußern. Doch in Wirklichkeit haben nur einige wenige Individuen die Möglichkeit sich auf eine Art zu äußern, die ein breites Publikum erreicht. Der Zugang zu Massenmedien ist stark mit politischer und wirtschaftlicher Macht verbunden.
Die öffentlichen Räume der Stadt, wo wir alle täglich aufhalten, bieten die besten Möglichkeiten, sich zu äußern und wahrgenommen zu werden. Doch sind diese Räume heutzutage von Werbung, politischen Botschaften und beauftragter Kunst dominiert. Das individuelle Recht auf freie Äußerung bleibt somit ein theoretisches Ideal.
Du bist am Zug bestrebt danach, diese Lage zu verändern indem es jedem und jeder eine Bühne im öffentlichen Berliner Raum bot. Vom 26. Juli bis zum Ende August können die Menschen in Berlin erfahren, was ihre Mitbürger*innen mit ihnen teilen möchten. Wir hoffen, mit unserem Projekt eine neue Art von sozialem Diskurs zu starten – einen wahrhaftig inklusiven und egalitären Austausch, welcher von kommerziellen und politischen Interessen frei ist. Wir sind gespannt zu entdecken, wie Menschen in Berlin auf die Beiträge ihrer Mitbürger*innen und auf die gesamte Aktion reagieren.
Wem gehört der öffentliche Raum?
Theoretisch uns allen, aber was bedeutet das genau? Die praktische Bedeutung ist, dass wir alle diesen Raum zugreifen dürfen – wir benutzen ihn täglich auf dem Weg zu Arbeit, um Freunde zu treffen, einzukaufen oder auf eine andere Weise die Zeit zu verbringen. Wir können eine Statue in einem Park bewundern oder uns wundern, was ein Stück modernen Kunst bedeuten könnte.
Wir alle spielen eine passive Rolle der Konsumenten unserer eigenen Stadt – wir können sie benutzen zu pendeln, einzukaufen, zu arbeiten – aber am öffentlichen Raum, den wir alle theoretisch besitzen, können wir nichts ändern und nichts Neues drin kreieren. Während Werbung und Graffiti um unsere Aufmerksamkeit kämpfen, bleiben die meisten Stadtbewohner unsichtbar.
Jetzt stellen Sie sich eine andere Stadt vor – eine Stadt, deren öffentliche Räume die Botschaften ihrer Bewohner tragen, deren Landschaften als eine sich ständig verändernde Collage zahlreicher Stimmen (wieder)geschaffen werden. In dieser Stadt sind die öffentlichen Räume tatsächlich öffentlich – besuchen Sie sie, und Sie werden den Welten der Stadtbewohner begegnen, leisten Sie Ihren Beitrag, und die Anderen werden auch etwas über Sie erfahren können.

Du bist am Zug ist ein erster Schritt in Richtung dieser imaginären Stadt. Er lässt etwas Raum für freie Äußerung und Kreativität. Durch dieses erste Experiment hoffen wir aufzuzeigen, dass der öffentliche Raum interessant, bunt, lustig, besinnlich und berührend werden kann, wenn Menschen eine Chance haben, ihn mit den eigenen Äußerungen zu gestalten.



